Im Zentrum dieser Untersuchung stand die Frage, wie im Aargau die Kinder, ihre Eltern und Lehrpersonen das Übertrittsverfahren in die Sekundarstufe I erleben, mit welchen Belastungen und Ressourcen sie konfrontiert sind und wo subjektiv empfundene Stärken und Schwächen des Übertritts-verfahrens liegen. Um diese Fragen zu beantworten, wurden je sechs Jugendliche der 5. Klasse, ihre Eltern und Lehrpersonen aus dem Kanton Aargau zwischen April und Juni 2012 zum Übertrittverfahren unter Beizug eines halbstrukturierten Interviewleitfadens befragt. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse wurden die Interviews ausgewertet. Einerseits wurde jedes Triplette einzeln analysiert, um die Eigenheiten jedes einzelnen Falles prägnant und mehrdimensional darzustellen. Andererseits wurden Quervergleiche zwischen den Interviews vorgenommen.####Die Ergebnisse zeigen, dass es in der Lehrer- und wie der Elternschaft Unsicherheiten darüber gibt, wie die Promotionsverordnung umzusetzen ist. So zeigen sich Varianten bezüglich der Mitsprache des Kindes für den Selektionsentscheid, aber auch bezüglich der Gewichtung verschiedener Selektionskriterien (Noten in Haupt- und Nebenfächern, überfachliche Kompetenzen). Lehrpersonen unterscheiden sich in der Anzahl der Prüfungen und Lernkontrollen, die für einen validen Übertrittsentscheid erforderlich erscheinen.
Trotzdem stimmt das von der Lehrperson empfohlene Niveau meistens mit den Erwartungen der Eltern überein. Dies belegen auch Daten des gleichzeitig laufenden vom Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekts «Wirkungen der Selektion» (WiSel), die bei über 350 Kindern sowie ihren Eltern und Lehrpersonen im Kantons Aargau gesammelt worden sind. Alle Akteure (Kinder, Eltern, Lehrpersonen) berichteten über Belastungen während des Verfahrens, weil die Selektionsentscheidungen für die Schulkarriere des Kindes ein hoher Stellenwert eingeräumt wird.