Mit einer multizentrischen Therapiestudie soll ein neuartiges Behandlungsprogramm für RückenschmerzpatientInnen mit längerer Arbeitsunfähigkeit, das in verschiedenen ausländischen Institutionen bereits mit Erfolg angewandt wird, unter Schweizer Verhältnissen erprobt und evaluiert werden. Das Behandlungskonzept basiert einerseits auf Erkenntnissen der physikalischen Medizin, insbesondere der Sportmedizin, andererseits auf Methoden der Verhaltensmedizin (v.a. kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden). Die Studie geht von der Erfahrung aus, dass die traditionellen, mehr auf passive Massnahmen wie Ruhe, Schonung, physikalische Anwendungen und passive Physiotherapie ausgerichteten Behandlungskonzepte durch eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit ("deconditioning") die Entwicklung von chronischen, invalidisierenden Rückenschmerzen eher begünstigen, während ein aktives Trainingsprogramm dieser Tendenz entgegenwirkt. Aus der Traumatologie oder Gelenkchirurgie ist bekannt, dass eine frühe, wohldosierte Belastung bei Verletzungen am Bewegungsapparat den Heilungsprozess beschleunigen kann. Ebenso mehrt sich die Erkenntnis, dass die Gründe, warum Rückenschmerzen zu einem chronischen, invalidisierenden Leiden werden können, mehrheitlich nicht beim Rücken selbst liegen, sondern dass psychosoziale Faktoren bei ungünstigen Verläufen eine entscheidende Rolle spielen. Aus der Literatur sind Faktoren bekannt, die das Auftreten und die Persistenz von Rückenbeschwerden begünstigen (z. B. schwere körperliche Arbeit, geringe Schulbildung, Ehescheidung usw.). In einigen Untersuchungen wurde auch der Effekt psychosozialer Variablen auf das Behandlungsergebnis in multidisziplinären Schmerzkliniken evaluiert. Im experimentellen Behandlungsprogramm soll ein sorgfältig aufbauendes Kraft- und Ausdauertraining der Rückenmuskulatur, kombiniert mit allgemeinem Fitnesstraining sowie unterstützenden pädagogischen und psychologischen Massnahmen zur Anwendung gebracht werden.