Externe Schulevaluation aus der Sicht von Lehrpersonen, Schulleitungen und lokalen Schulbehörden. Eine explorative Untersuchung zur Education Governance im Kanton Aargau

Ref. 10770

Allgemeine Beschreibung

Periode

2010

Geographischer Raum

-

Zusätzliche geographische Informationen

Kanton Aargau

Kurzbeschreibung

Die vorliegende Untersuchung hat die Akzeptanz der externen Schulevaluation (ESE) bei Schulleitungen, Lehrpersonen und Schulpflegen im Kanton Aargau zum Gegenstand. Befragt wurden sowohl Personen von bereits evaluierten als auch von nicht evaluierten Schulen, um Aufschluss darüber zu erhalten, ob und in welcher Art die Evaluationspraxis die Sichtweisen verändert. Für die Beantwortung der Frage zu den Erwartungen an die externe Schulevaluation wurde ein Forschungsdesign gewählt, dass einerseits aus einem qualitativen und andererseits aus einem quantitativen Teil besteht. Die Studie hat explorativen Charakter, weil sie im Hinblick auf die Besonderheiten kantonaler Bildungssysteme nicht auf einem gesicherten Forschungsstand aufbauen kann. Es handelt sich um eine Sondierung, mit der die Voraussetzungen zu einer umfassenden Studie zur Akzeptanz und zur Wirksamkeit der externen Schulevaluation geschaffen werden sollen. Im Zentrum der qualitativen Befragung standen die persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen der Teilnehmenden im Hinblick auf die externe Schulevaluation. Die Befragten sollten aus ihrer Sicht beurteilen, welche Motive der Einführung der externen Schulevaluation im Kanton Aargau zugrunde lagen. Des Weiteren sollten Sie Eindrücke wiedergeben, wie die externe Evaluation von verschiedenen Akteuren ihrer eigenen Schule beurteilt wird: Welche Ansichten und welche Stimmungen sind bei der Schulleitung, der Schulpflege und den Lehrpersonen verbreitet? Haben sich dort, wo bereits eine Evaluation stattgefunden hat, die Ansichten und Stimmungen verändert? Wenn ja, in welcher Weise? Wie sehen Schulen, in denen noch keine Evaluation stattgefunden hat, diesem Prozess entgegen? Darüber hinaus wurde im Gespräch ein Bezug zu den Eltern sowie zu den Schülerinnen und Schülern hergestellt: Hier ging es zum einen um die Frage, was Eltern von einer Evaluation erwarten werden oder erwarten könnten. Zum anderen ging es um die Frage, welche Folgen Evaluationen für Schülerinnen und Schüler haben. Das verband sich mit der weiterführenden Frage, welche Anforderungen an das Verfahren und den Bericht zu stellen sind, damit die Schulen erfolgreich aus dem Feedback lernen können. Aus den Ergebnissen der qualitativen Befragung ergaben sich wichtige Gesichtspunkte für den quantitativen Teil der Studie. Hierfür sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Grundlage von geschlossenen Fragen ihre Ansichten durch Ankreuzen im Rahmen einer mehrstufigen Antwortskala auszudrücken. Am Ende des Fragebogens gab es die Möglichkeit für Kommentare. Zuerst wurden den befragten Personen einige grundsätzliche Fragen, wie die Auswirkungen der externen Schulevaluationen auf die eigene Schule eingeschätzt werden, vorgelegt, während in einem zweiten Schritt die Auswirkungen der externen Schulevaluation auf die Volksschulen des Kantons Aargau im Allgemeinen beurteilt werden sollte.

Resultate

Die Auswertung der qualitativen Erhebung liefert den Befund, dass die externe Schulevaluation grundsätzlich bejaht wird: Es sei richtig und sinnvoll, dass die Schulqualität kontrolliert werde, und es sei wünschenswert, dass diese Kontrolle sich mit einem Beitrag zur Schulentwicklung verbinde. Allerdings werden starke Bedenken hinsichtlich des administrativen Aufwands der Evaluation geäussert, wie auch hinsichtlich des Umstandes, dass es sich bei der Evaluation nur um eine Momentaufnahme handeln kann, bei der bezweifelt werden müsse, ob sie wirklich neue Erkenntnisse biete. Es besteht zudem die Sorge, dass der mit der Rechenschaftslegung verbundene Druck Spannungen und Konflikte in der Schule verstärkt und dadurch die Schulentwicklung erschweren kann. Demgegenüber wird betont, dass das Feedback von aussen zuweilen notwendig sei, um interne Probleme besser thematisieren zu können. In dieser Hinsicht steht die Frage nach der Anschlussfähigkeit der Diagnose im Vordergrund: Teilweise berichten die Gesprächspartner, dass Empfehlungen gut aufgegriffen werden konnten, teilweise ist eine beträchtliche Ratlosigkeit erkennbar. Die Auswertungen der quantitativen Befragung ergeben, dass die Einschätzungen zu den Auswirkungen der externen Schulevaluation auf die eigene Schule bzw. allgemein auf die Schule im Kanton Aargau sich im Durchschnitt im neutralen bis positiven Bereich bewegen. Die allgemeinen Erwartungen an die externe Evaluation werden hingegen etwas kritischer gesehen. Bei der Abfrage der Erwartungen anhand von gegenpolig formulierten Items überwiegen die Negativzuschreibungen. Beispielsweise gehen die Erwartungen dahin, dass der Stress in den Schulen in Folge der externen Schulevaluation eher zu- als abnimmt. Schulen, die bereits evaluiert wurden und Schulen, denen noch eine Evaluation bevorsteht unterscheiden sich in keinem der analysierten Bereiche. Allerdings zeigen sich sehr deutliche Unterschiede zwischen Lehrpersonen und Schulführungsmitgliedern. Lehrpersonen sind in allen Bereichen, in denen es um die Einschätzung der externen Schulevaluation in Bezug auf die eigene Schule oder andere Schulen geht, kritischer eingestellt als die Schulführungsmitglieder. Es zeigt sich bei den Lehrpersonen ebenfalls ein negativer Zusammenhang zwischen den Einschätzungen zur externen Schulevaluation und dem eingeschätzten Entwicklungsbedarf der Schule. Bei den Schulführungsmitgliedern ist dieser Zusammenhang eher positiv. Das heisst, dass Lehrpersonen die Schulevaluation noch einmal kritischer sehen, wenn sie einen Entwicklungsbedarf an ihrer Schule feststellen, während Schulleitungspersonen in solchen Fällen eher dazu tendieren, eine positivere Haltung gegenüber der externen Schulevaluation einzunehmen.