"Individualisierung" ist heute in unterschiedlichen Gebieten der Soziologie zum Standard- und Modebegriff geworden. Sie wird meistens als eine der Hauptursachen oder als das charakteristische Merkmal von verschiedenartigen aktuellen (postmodernen?) Phänomenen angeführt, so z. B. vom "Verfall" der Öffentlichkeit, von der "Auflösung" der Schichten, vom "Zerfall" der Familie oder von der allgemeinen Orientierungslosigkeit unserer Zeit. Offensichtlich liegt jeder dieser Auffassungen – je nach Forschungsinteresse und je nach soziologischer Perspektive – ein anderes, nicht geklärtes Verständnis von Individualisierung zugrunde.Ziel dieser Dissertation ist die Klärung der diversen Bedeutungen der Individualisierung. Zu diesem Zweck werden die Schriften von soziologischen Klassikern (z. B. Marx, Tönnies, Simmel, Durkheim, Weber, Elias u. a.) untersucht, die das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und dessen Veränderung im Zeitverlauf thematisieren. Die darin enthaltenen Aspekte der Individualisierungskonzeptionen, die – bewusst oder unbewusst – die heutige soziologische Diskussion entscheidend prägen, sollen analysiert und systematisiert werden. Die daraus resultierende Matrix soll eine fundierte Operationalisierung des heutigen Individualisierungsprozesses erleichtern.