In jüngster Zeit macht ein Gerücht Karriere, demzufolge Studienabgänger kaum mehr gesicherte Stellen finden und dazu verdammt seien, im Limbo prekärer und schlechtbezahlter Praktika dahinzudämmern. Das Bundesamt für Statistik hat anhand der Daten aus den Absolventenbefragungen 1991-2005 herauszufinden versucht, ob dieses Gerücht eine Basis in der Wirklichkeit hat, und kommt dabei zu einer eher negativen Antwort. Die BFS-Zahlen zur Entwicklung der Praktikantenquote weisen weder auf einen ansteigenden Trend hin noch handelt es sich dabei um ein Massenphänomen. Die Praktikantenanteile der Universitätsabsolventen/innen (ohne Rechtswissenschaften) haben sich über die letzten 15 Jahre kaum verändert: sie lagen jeweils zwischen 6 und 8 Prozent. Da sich diese Werte auf die Situation ein Jahr nach Studienabschluss beziehen, mag es sein, dass der Praktikantenanteil gleich nach Studienabschluss etwas höher liegt. Ein Jahr nach Studienabschluss hat sich die Situation jedenfalls für den grössten Teil der Absolventen/innen stabilisiert und sie befinden sich in einem regulären Beschäftigungsverhältnis. Das Praktikum scheint ein vor allem einige ausgewählte Fachbereiche betreffendes Phänomen zu sein. So steigen die Sozial- und Geisteswissenschaftler/innen überdurchschnittlich häufig über ein Praktikum ins Erwerbsleben ein. Romands und Tessiner/innen finden sich ein Jahr nach Studienabschluss etwas häufiger auf einer Praktikantenstelle als ihre Deutschschweizer Kolleginnen und Kollegen. In der Regel entspricht das Anforderungsprofil der Praktika dem Ausbildungsniveau der Absolventen/innen, und dies sowohl hinsichtlich der geforderten fachlichen Qualifikationen als auch hinsichtlich der übertragenen Aufgaben. Von einer neuen Form der Übergangsarbeitslosigkeit kann also keine Rede sein. Der grösste Teil der Absolventen/innen im Praktikum schätzt dessen Bedeutung folgerichtig als zusätzliche Ausbildungs- oder Durchgangsstation mit Entwicklungs- und Aufstiegschancen ein. 84,2% der Praktikanten/innen durchlaufen lediglich ein einziges Praktikum, das im Durchschnitt 5 Monate dauert. Absolventen/innen mit Praktikumserfahrung bleiben somit mehrheitlich in keiner Praktikumsschleife hängen. Problematisch wird das Praktikum als mögliche Berufseinstiegsform erst in dem Moment, wo die Einstiegsbiographien Brüche aufweisen und sich Praktikumsphasen mit Phasen der Erwerbslosigkeit oder des Jobbens alternieren. Letzteres betrifft 19,0% der Absolventen/innen mit einem absolvierten Praktikum, während ersteres Phänomen auf 21,9% zu trifft. Sie sind die wirklichen Problemfälle. Bezogen auf die Gesamtpopulation sahen sich in der Befragung 2005 4,4% bzw. 4,9% aller Universitätsabsolventen/innen mit solchen schwierigen und diskontinuierlichen Übergängen konfrontiert.