Ergebnisse:
Die Häufigkeitsdaten im ersten Teil der Umfrage wurden getrennt nach elf Kategorien von Gewaltdelikten erhoben. Über alle Deliktskategorien hinweg betrachtet, scheinen die an Gewalthandlungen Beteiligten bei knapp der Hälfte der Fälle alkoholisiert zu sein (M = 43.0%). Die höchsten Anteile weisen Ruhestörungen/Streit (66.3%), Körperverletzungen (66.0%), Nötigungen (66.7%) sowie Tätlichkeiten (63.1%) auf. Auch bei Raub (58.8%) und häuslicher Gewalt (57.1%) überwiegt der Anteil von Gewalthandlungen mit Alkohol. Bei Sexualdelikten (25.0%), Sachbeschädigungen (33.8%) und Drohungen (27.8%) ist Alkohol noch in jedem dritten Vorfall mit im Spiel, während er bei Einbrüchen (4.9%) und aussergewöhnlichen Todesfällen (3.9%) prozentual am seltensten zu beobachten ist. Die angegebenen Anteilswerte variieren massgeblich mit dem Einsatzort der Teilnehmenden. So ist in den Städten bei der Hälfte der Vorfälle von Gewalt auch Alkohol im Spiel (49.7%), während dies Polizeiangestellte mit Einsatzort Land (28.5%) und Agglomeration (18.0%) weit seltener berichten.
Spezifische Vorfälle (Zweiter Teil, Version A):
Im zweiten Teil der Umfrage standen spezifische Vorfälle von Alkohol und Gewalt im Zentrum. Diese gehörten mit wenigen Ausnahmen zu den sechs Kategorien Ruhestörung/Streit (29 Nennungen), Tätlichkeit (35 Nennungen), Häusliche Gewalt (23 Nennungen), Körperverletzung (21 Nennungen), Sachbeschädigung/Vandalismus (18 Nennungen) und Drohung (15 Nennungen). Je zwei Drittel dieser Vorfälle beinhalteten verbale und körperliche Gewalt gegen Personen, während sowohl psychische Gewalt (29.6%) als auch Gewalt gegen Objekte (23.5%) seltener vorkamen. Nach den Angaben der Polizeiangestellten spielen sich die Gewalthandlungen unter der Woche meist abends zwischen 18 und 22 Uhr ab. Am Wochenende verlagert sich hingegen der häufigste Zeitpunkt von gewalttätigem Verhalten auf nach 22 Uhr. So haben sich knapp die Hälfte der Gewalthandlungen (n = 33), bei welchen Alkohol im Spiel ist, an den Wochenenden zwischen 22 und 6 Uhr zugetragen. Rund ein Drittel der geschilderten Vorfälle hat sich in privaten Räumen (33.3%) abgespielt, über die Hälfte indessen auf öffentlichen Plätzen (45.7%) oder auf Areal des öffentlichen Verkehrs (13.6%). Bei den Tätern scheint es sich meist um eine kleine Gruppe zwischen drei und neun Personen zu handeln (53.1%). Diese sind mit grosser Wahrscheinlichkeit männlich dominiert (68.7%) und zwischen 19 und 24 Jahren alt (40.7%). In rund einem Viertel der Fälle sind jeweils auch Personen beteiligt, die den anderen erhobenen Altersklassen angehören (16 bis 18jährig/25 bis 35jährig/über 35jährig). Nur in drei der 81 berichteten Vorfälle waren Jugendliche im Schulalter unter den Anwesenden. In rund einem Drittel der erfassten Vorfälle wurde ein Blutalkoholtest durchgeführt (35.8%). Diese Fälle zeichnen sich dadurch aus, dass besonders oft mehrere Delikte vorlagen. Auch scheinen Polizeiangestellte bei häuslicher Gewalt häufiger Tests durchzuführen als bei anderen Delikten. Während nach Einschätzung der Teilnehmenden in der Hälfte der Fälle nur der Täter alkoholisiert ist, hat in immerhin 40.4 Prozent der Ereignisse auch das Opfer der Gewalthandlung Alkohol konsumiert.
Allgemeine Einschätzungen und Grossanlässe (Zweiter Teil, Version B):
Im Rahmen allgemeiner Einschätzungen gaben über 80 Prozent der Befragten an, die Bedeutung von Alkohol bei gewalttätigen Auseinandersetzungen habe ihrer Meinung nach zugenommen. Diese Antworten sind unabhängig davon, seit wie vielen Jahren die Personen bei der Polizei beschäftigt sind. Alkohol wird vor allem bei der Entstehung von Ruhestörung/Streit, Sachbeschädigung/Vandalismus, Tätlichkeit, Körperverletzung und häuslicher Gewalt eine zentrale Rolle zugeschrieben. Zunehmend scheinen auch Polizeiangestellte selbst Ziel von Drohung und Gewalt zu sein. In Bezug auf Grossanlässe war als erstes von Interesse, an welchem Ort und zu welchem Zeitpunkt Gewalt bei Sportveranstaltungen hauptsächlich stattfindet. Die Antworten deuten darauf hin, dass der Grossteil dieser Gewalthandlungen nach dem eigentlichen Anlass (92.7%), aber meist noch in unmittelbarer Nähe zum Stadion (71.5%) begangen wird. Bei einem Vergleich verschiedener Grossveranstaltungen zeigte sich, dass die Polizeiangestellten die alkoholisierten Besucher bei Konzerten als weniger gewalttätig erleben als dies an Sportanlässen und der Fasnacht der Fall ist. Bei letzteren ist nach Einschätzung der Befragten bei gewalttätigen Streitigkeiten in der grossen Mehrheit der Fälle auch Alkohol im Spiel. Nach Ansicht von 40 Prozent der Teilnehmenden kommen die gewaltbereiten Personen "fast immer" bereits alkoholisiert zu Sportveranstaltungen. Sowohl bei der Fasnacht (19%) als auch bei Konzerten und Festivals (11.7%) erachten die Teilnehmenden ein derartiges "Vorglühen" als seltener.
Zwei Typen von Gewalthandlungen:
Die Daten liefern klare Hinweise darauf, dass sich die Gewalthandlungen mit jungen Beteiligten hinsichtlich mehrerer Merkmale von denen Erwachsener unterscheiden. So zeichnen sich die Vorfälle mit Personen unter 24 Jahren dadurch aus, dass sie sich in kleinen Gruppen abspielen und während den Wochenenden stattfinden. Schauplatz sind eher öffentliche Räume wie Parkanlagen, Plätze oder Bahnhöfe. Auch Grossveranstaltungen stellen einen häufigen Ort für die Gewalthandlungen junger Personen dar. Diese geschehen zumeist nach 22 Uhr und richten sich vergleichsweise oft gegen Objekte. Im Gegensatz dazu kann die Gewalt von Personen über 24 Jahren dadurch charakterisiert werden, dass sie eher zwischen zwei Menschen vorkommt, wobei oft gleich viele Männer und Frauen involviert sind. Erwachsene fallen häufiger als Jugendliche durch verbale Gewalt auf. Es lässt sich kein eindeutiger Zeitpunkt feststellen - die Gewalthandlungen finden oft auch tagsüber oder abends und unter der Woche statt. Ort des Geschehens sind öfter private Räume als dies bei jugendlichen Beteiligten der Fall ist. Keine Unterschiede lassen sich hingegen in Bezug auf den Zustand der Personen feststellen. Unabhängig davon, ob Vorfälle mit unter 18jährigen oder unter 24jährigen untersucht werden, scheint der Grad der Trunkenheit ähnlich hoch zu liegen wie bei älteren Beteiligten.