Die zweisprachige Maturität in der Schweiz - Evaluation der Chancen und Risiken einer bildungspolitischen Innovation

Ref. 8492

General description

Period

-

Geographical Area

-

Additional Geographical Information​

Suisse romande, Neuchâtel, Jura

Abstract

In Artikel 18 des Maturitäts-Anerkennungs-Reglements (MAR) von 1995 wird festgehalten, dass die von einem Kanton erteilte zweisprachige Maturität vom Bund anerkannt werden kann, sofern mindestens zwei Maturitätsfächer in der Immersionssprache unterrichtet werden und die Gesamtstundenzahl mindestens 600 Stunden beträgt. Unterdessen wird die Maturität mit der "mention bilingue" an 44 Gymnasien in 17 Kantonen praktiziert. In der Deutschschweiz ist dabei Englisch die am häufigsten verwendete Immersionssprache, in der Westschweiz die Landessprache Deutsch. Eine wissenschaftlich orientierte Begleitreflexion und eine empirische Forschung zum bilingualen Lehren und Lernen auf der Sekundarstufe II gibt es in der Schweiz hingegen bis heute noch nicht. Beim vorliegenden Projekt sollen vor allem die beiden Untersuchungsmethoden Sprachstandsmessungen (z.B. mit Hilfe von C-Tests, immer im Vergleich zu monolingualen Kontrollklassen) und Unterrichtsbeobachtung zum Einsatz gelangen. Anhand von transkribierten Audioaufnahmen soll den Prozessen des Verstehens, Bloss-der-Spur-nach-Verstehens, Halbverstehens, Missverstehens und (sprachlich oder kulturell bedingten) Nichtverstehens im Sachunterricht sowie der Problematik des gleichzeitigen Aufbaus von Kompetenzen in der Sprache und im immersiven Sachfach (Geschichte, Biologie, Physik, Philosophie, Bildnerisches Gestalten) nachgegangen werden. Dabei soll unter anderem die durch bisherige Forschungen in Deutschland aufgestellte Hypothese überprüft werden, nach der vom (teil)immersiven Unterricht in erster Linie die rezeptiven Fertigkeiten (Hör- und Lesenverstehen) profitieren. Auch der Frage allfälliger Risiken einer Fremdsprache als Arbeitssprache (z.B. in Form von Defiziten im muttersprachlichen Repertoire oder vom Kenntnisrückständen im Sachfach) soll soweit möglich nachgegangen werden Aus unserem Projekt sollen Empfehlungen für die Unterrichtspraxis (zuhanden der Lehrpersonen) und für die Bewilligungspraxis (zuhanden der bildungspolitischen Behörden, etwa der EDK und der Schweizerischen Maturitätskommission) herauswachsen, etwa zu Fragen wie: Welche Rahmenbedingungen müssen für einen effizienten immersiven Sachfachunterricht erfüllt sein? Welches ist das Profil der "idealen" Lehrperson? Welche Fächer eignen sich besonders gut dafür? Welche didaktischen Vorgehensweisen sind besonders erfolgversprechend im bilingualen Unterricht (best practices)? usw. Das Label "zweisprachige Maturität" ist heute zu einem eigentlichen Marketing-Argument zur Positionierung von Gymnasien geworden. Angesichts der grossen finanziellen Mittel, welche die öffentliche Hand in diese pädagogische Innovation investiert, muss vor einer "definitiven" Verankerung der gegenwärtig laufenden Versuche mittels einer Evaluation geklärt werden, ob der teilimmersive Unterricht die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt oder nicht. Nach mehreren Jahren einschlägiger Erfahrungen scheint der Moment einer ersten Bilanz gekommen. Diese sollte nicht bloss die Chancen und Risiken des bilingualen Lehrens und Lernens gegeneinander abwägen, sondern auch Möglichkeiten zur Optimierung der gegenwärtigen Praxis aufzeigen. Die in unserem Projekt gewonnen Einsichten sollen in ein Vademecum des bilingualen Sachfachunterrichts (Empfehlungen, Unterrichtssequenzen, Videoaufnahmen, usw.) ausmünden, welches insbesondere in der Lehrerfortbildung eingesetzt werden kann.

Results

Schlussbericht (deutsch und französisch): http://www.nfp56.ch/dprojekt.cfm?Projects.Command=details&get=5&kati=1