Während nahezu des gesamten 20. Jahrhunderts, von 1905 bis 1997, hat die Stadt Luzern ihre eigene Institution zur Ausbildung von Primarlehrerinnen und -lehrern betrieben. Das Hauptmerkmal des Seminars Musegg bestand während langer Jahre darin, die einzige nicht direkt oder indirekt von der katholischen Kirche kontrollierte Lehrerbildungsinstitution der Zentralschweiz zu sein. Sechs Jahre nach dem Ende dieser Institution legt ein ehemaliger Lehrer (welcher später zum ersten Leiter des Schweizerischen Instituts für Berufspädagogik berufen wurde) eine Geschichte des Seminars Musegg vor. er beschreibt die Gründung des Seminars im Rahmen der liberalen Strömungen, welche zur Zeit der wirtschaftlichen Blüte Luzerns in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg Luzern beherrschten, aber auch die anschliessenden Entwicklungen während der Kriegsjahre und der grossen Wirtschaftskrise, bis hin zu den Geschehnissen und Entwicklungen, die zum Ende des Seminars Musegg führten bzw. zu seiner Verschmelzung mit den entsprechenden Institutionen des Kantons. Das Verschwinden der stadtluzernischen Lehrerbildungsinstitution nach Diplomierung von insgesamt 2267 Lehrerinnen und Lehrern wird in erster Linie als Folge zweier Entwicklungen gesehen werden müssen: Zum einen büsste das Seminar Luzern vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Sonderstellung immer mehr ein, indem auch die anderen Lehrerbildungsinstitutionen in der Zentralschweiz sich nach und nach aus dem Schatten der klerikalen Obhut lösten; andererseits spielten aber auch die in der ganzen Schweiz zu beobachtenden Entwicklungen eine wesentliche Rolle, die zur Verschiebung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung auf die Tertiärstufe und zur Schaffung von pädagogischen Hochschulen geführt haben.