Projektziel Erprobung: Grundlegende statistische Analysen.
Im Anschluss an die dargestellten Untersuchungen, sowie die Analysen, welche im Rahmen eines durch den Schweizer Nationalfonds geförderten einmonatigen Gastaufenthaltes an der Northwestern University, USA (Nr. 83R-062710) durchgeführt wurden, sollen zunächst in einem sukzessiven Vorgehen die individuellen Verlaufsparameter (Höhenlage und Steigung) für unterschiedliche Therapieverlaufs- bzw. Erfolgskriterien (EMI, strukturiertes Goal Attainment Scaling, GAS, sowie den Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens, VEV und eine Kombination dieser Ergebniskriterien, Grawe, 1998 a; Kirusek & Lund, 1979; Zielke, 1978) geschätzt werden und danach in einem weiteren Analyseschritt die beiden Variablen Höhenlage und Steigung als abhängige Variablen benutzt werden. Sukzessive werden dann neben dem Aufnahmewert im Emotionalitätsinventar, die Patientenausgangsbedingungen in den Subskalen des SCL90-R (Franke, 1995), des Inventars zu Interpersonalen Problemen (Horowitz et al., 1994) sowie weitere demografische, interpersonale und Copingvariablen als Prädiktoren dieser interindividuellen Unterschiede auf ihren signifikanten Beitrag hin untersucht, die interindividuellen Verlaufsunterschiede der Patientinnen und Patienten aufzuklären. Dieses Analyseverfahren wird jeweils getrennt je Behandlungssetting sowie je Behandlungsmodalität für das einzeltherapeutische Setting und je Therapieverlaufs- bzw. Ergebniskriterium durchgeführt. Zur Vorhersage der drei Behandlungssettings (Gruppe, Paar- und die Kombination von Einzel- und Paartherapie) sowie der einzeltherapeutischen Behandlungsmodalität der allgemeinen Psychotherapie werden die vorhandenen Daten der Praxisstelle der Universität Bern herangezogen (Datensätze von ca. 300 geeigneten Patientinnen und Patienten). Hier wird insbesondere auch das Konstrukt der Diskordanz auf seine Tauglichkeit hin überprüft, interindividuelle Verlaufsunterschiede zu prädizieren (vgl. Grawe, 1997). Die Entwicklung entsprechender Vorhersagen für die störungsspezifische Behandlungsmodalität wird mit Daten aus dem Dokumentationssystem der Poliklinischen Ambulanz der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum (Leiter: Professor Dr. Dietmar Schulte) durchgeführt (Datensätze von ca. 300 Patientinnen und Patienten, welche störungsspezifisch behandelt wurden). Beide Datensätze, d.h. die verwendeten abhängigen und unabhängigen Variablen sowie die Zeitvariable werden zunächst einer Datenprüfung (z.B. fehlende Werte, Skalen; mindestens 2 Erhebungen im Therapieverlauf) unterzogen und danach via Datenmanagement in eine Form gebracht, dass sie in das Statistikprogramm zur Analyse der Wachstumskurven (HLM) transferiert und unmittelbar ausgewertet werden können. Die Ausgangsbedingungen der Patienten werden in ihrem Einfluss auf die Steigungsvariable hin modelliert. Zusammengefasst erhält man durch dieses Vorgehen die Einflussgewichte der Patientenausgangsvariablen in den signifikanten Prädiktoren auf diese interindividuelle Varianz und zwar spezifisch für jedes Behandlungssetting und die beiden Behandlungsmodalitäten des einzeltherapeutischen Settings in Abhängigkeit vom verwendeten Verlaufs- bzw. Ergebniskriterium. Mit Hilfe dieser Einflussgewichte lässt sich nun eine individuelle Therapieverlaufsvorhersage erstellen, sobald die Patientencharakteristika in den signifikanten Prädiktoren bekannt sind. Mit anderen Worten, benutzt man diese Gewichte und hat die Ausgangswerte bei einem Patienten in den entsprechenden Instrumenten erhoben, kann man patientenspezifische Verlaufsvorhersagen für jedes der drei Therapiesettings sowie die beiden Therapiemodalitäten des einzeltherapeutischen Settings erstellen (s.o.). Für diese Phase der erweiterten Erprobung der Modelle und Durchführung der Datenanalysen ergeben sich eine Reihe von Fragestellungen, für die, sobald die entsprechenden Vorarbeiten und Vorbereitungen durch die Forschungsassistentin und mich durchgeführt wurden, je Themenblock etwa 3 Lizentiatsarbeiten durchgeführt werden können.
Fragestellungen zu den patientenspezifischen Verlaufsvorhersagen für die Behandlungssettings (Paarsetting, Gruppensetting, gemischtes Setting) und die Behandlungsmodalitäten des einzeltherapeutischen Settings (störungsspezifische und allgemeine Psychotherapie):
1. Welche Verlaufsprädiktoren für die drei Behandlungssettings und die zwei Behandlungsmodalitäten sind relevant und unterscheiden sich diese für die Settings und Modalitäten?
2. Sind die Vorhersagemodelle (je Setting und Modalität) bezogen auf unterschiedliche Verlaufs- bzw. Ergebniskriterien kompatibel?
3. Wie hoch ist der Anteil der aufgeklärten Varianz in den individuellen Therapie-verläufen je Behandlungssetting und -modalität durch die Modelle?
4. Gibt es statistisch signifikante Prozessindikatoren (erhoben über Stundenbögen), welche eine optimale Korrektur der ursprünglich nur auf der Basis von Patientenausgangsdaten gewonnenen Vorhersagen zul