Kündigungsgründe und Berufszufriedenheit von Aargauer Lehrpersonen

Ref. 6971

General description

Period

Gegenwart

Geographical Area

-

Additional Geographical Information​

Kanton Aargau

Abstract

Die Zahl der kündigenden Lehrpersonen im Kt. Aargau ist seit einigen Jahren recht hoch. Diese Situation ist beunruhigend, weshalb die verantwortlichen Behörden geeignete Massnahmen prüfen, um Kündigungen zu verhindern oder ihre Auswirkungen zu mildern. 1994 - 1998 führte Thomas Bieri im Auftrag des Erziehungsdepartementes des Kantons Aargau, Abteilung Lehrer/innen- und Erwachsenenbildung, jährliche (quantitative) Erhebungen über Berufszufriedenheit und Kündigungsgründe von Lehrpersonen durch. Die Abteilung Lehrer/innen- und Erwachsenenbildung und das Erziehungsdepartement konnten auf Grund dieser Untersuchungen wichtige Schlüsse zu den Kündigungsgründen und zur Berufszufriedenheit ziehen. Diese Studien liessen aber auch Fragen offen. So gab es Hinweise darauf, dass die Kündigungsgründe keinen direkten Bezug zur Berufszufriedenheit haben. Diese liegen oft im Privaten oder sind widersprüchlich (viele Lehrpersonen wollen später in den Beruf zurückkehren). Nur ca. 20% kündigen aus "Druckmotivation", d.h. aus einer unbefriedigenden Situation heraus. Um diese ungeklärten Aspekte näher zu untersuchen, wurde die vorliegende qualitative Vertiefungsstudie in Auftrag gegeben. Es handelt sich dabei um eine telefonische Befragung von 30 Lehrpersonen, welche ihre Lehrtätigkeit auf Ende des Schuljahres 1998/99 gekündigt haben. Ziel der erwähnten Studie war es, noch offene Fragen vertiefend zu klären, aber auch, die Validität des Fragebogens im Hinblick auf weitere Repräsentativuntersuchungen zu überprüfen.

Results

Kündigungen sind das Ergebnis von komplexen Entscheidungsprozessen, an denen berufliche und persönliche Faktoren beteiligt sind. In den meisten Fällen liegen einer Kündigung mehrere Ursachen zugrunde. Nicht jede Kündigung ist jedoch negativ motiviert (sog. Druckmotivation), und nicht jede Kündigung hat einen definitiven Ausstieg aus dem Schulbetrieb zur Folge. Es gibt auch Kündigungen mit Verbleib im Lehrberuf, d.h. reine Stellenwechsel. Manche Lehrpersonen halten zudem einen Wiedereinstieg für möglich. Das Mobilisierungspotenzial ist somit gross. Kündigungen sind nur bedingt Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem Lehrberuf. Es gibt Kündigungen, die herbeigesehnt und positiv bewertet wurden (sog. Zugmotivation). Junge zufriedene Lehrpersonen verwirklichen Pläne (Reisen, Studium, Weiterbildung im Beruf, Familiengründung, Konzentration auf die Familienarbeit), die sie schon lange hatten und zielstrebig verfolgten. Der Lehrberuf erweist sich immer mehr nur als ein Beruf auf Zeit bzw. als ein Engagement neben anderen. Manche Kündigende kommen sich in einem gewissen Sinne privilegiert vor, da sie sich eine Kündigung "leisten" und andere berufliche oder private Alternativen wahrnehmen können. Entsprechend betrachten sie sich als zufriedener als den Durchschnitt der bleibenden Lehrpersonen. Die befragten Lehrpersonen haben ihren Beruf im allgemeinen gerne ausgeübt. Insbesondere die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen bereitete ihnen Freude, selbst wenn sie mit Belastungen verbunden war. Es sind somit vor allem andere Faktoren, die für eine Kündigung massgeblich sind. Etliche Lehrpersonen hatten sich zum Beispiel aufgrund von Problemen mit Behörden zur Kündigung entschlossen. Als wichtigste negative Kündigungsgründe wurden genannt: - Zunehmende Vielfalt der schulischen und ausserschulischen Aufgaben - Vermehrte Übertragung von Erziehungsaufgaben an die Lehrpersonen - Druck und Einmischung von seiten der Eltern - Gefühle des Nichtgenügens, der Überforderung oder des Ausgebrannt-Seins - Mangelnde Unterstützung von Behörden, Konflikte mit Behörden - Verwöhnte, unmotivierte, undisziplinierte SchülerInnen - Verlust an Autonomie im Lehrberuf - Angst vor permanentem Wandel. - Zuviel Ungewissheit über die Entwicklung von Schule und Lehrberuf - Mangelnde Aufstiegschancen, grosse Klassen und stagnierende Löhne - Geringes Berufsprestige, mangelnde Akzeptanz (v.a. der unteren Stufen, der älteren Lehrpersonen und gewisser FachlehrerInnen)