Projektmanagement in der Schweiz: Praxis und Ausbildung: repräsentative Untersuchung zum Stellenwert des Projektmanagements

Ref. 6544

General description

Period

1999

Geographical Area

-

Additional Geographical Information​

Deutschschweiz

Abstract

Um die Forderungen und Anforderungen von schweizerischen Unternehmen an die Ausbildung im Bereich Projektmanagement zu ermitteln, beauftragte die Kerngruppe der Schweizerischen Fachhochschulen im Bereich Projektmanagement in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Projektmanagement (Swiss PM) das Institut für interdisziplinäre Wirtschafts- und Sozialforschung (IWS) der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz mit der Durchführung einer Studie über Projektmanagement und die Ausbildung im Projektmanagement. Neben einer Übersicht über die Situation des Projektmanagements in deutsch-schweizerischen Betrieben und der Herausarbeitung von Problemstellen bzw. Risiken bei Projekten war es wesentlicher Punkt der Untersuchung zu klären, welche Stellung Betriebe der Projektmanagement-Ausbildung an Fachhochschulen einräumen und welche Prioritäten diese Betriebe bei einer solchen Ausbildung wünschen bzw. setzen würden.

Results

Deutsch-schweizerische Betriebe wollen, dass dem Projektmanagement in Zukunft ein höheres Gewicht beigemessen wird. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen Studie der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz, an der sich 842 deutsch-schweizerische Betriebe mit mehr als fünf Mitarbeitenden beteiligt haben. Ziel der Untersuchung war es, die Forderungen und Anforderungen von schweizerischen Betrieben an die Fachhochschulausbildung im Bereich Projektmanagement zu ermitteln. Zudem wurde die Situation des Projektmanagements innerhalb der Betriebe analysiert. Der Befragung zufolge führen fast drei Fünftel der Betriebe in der Deutschschweiz Projekte durch. Ob ein Betrieb projektorientiert arbeitet oder nicht, hängt sehr stark von der Grössenklasse und der Branchenzugehörigkeit des Betriebes ab. Grundsätzlich kann man sagen: Je kleiner die Betriebe, desto geringer der Anteil der Betriebe mit Projekten. So führt mehr als die Hälfte der Betriebe mit sechs bis zehn Beschäftigten nach eigenen Angaben keine Projekte durch. Dagegen liegt der Anteil der Betriebe ohne Projekte bei den Betrieben mit 50 oder mehr Beschäftigten bei etwa einem Zehntel. Die meisten Betriebe ohne Projekte sind in den Branchen Handel, Bau/Architektur und sonstige Dienstleistungen zu finden. Etwa die Hälfte der Betriebe aus diesen Branchen antworteten, dass sie keine Projekte durchführen. Solche Betriebe sind zum Beispiel Restaurants, Malereien, Schreinereien oder Sanitärgeschäfte. Am häufigsten setzen Betriebe in der Branche Telekommunikation/Informatik Projekte ein. Hier gaben weniger als ein Zehntel an, keine Projekte durchzuführen. Die Projekte in den Betrieben sind in zwei Drittel der Fälle interne Projekte und nur zu einem Drittel Kundenprojekte. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Branchen grosse Unterschiede. So sind in der Branche Telekommunikation/Informatik fast 90% und in der Branche Bau/Architektur etwa zwei Drittel der Projekte Kundenprojekte. Dagegen überwiegen in den Bereichen Banken/Versicherungen und im Handel klar die internen Projekte. Grundsätzlich ist festzustellen: Je grösser der Betrieb, desto höher ist der Anteil interner Projekte. Die Betriebe wurden auch zu Problemen bei Projekten befragt: Wenn es bei Projekten zu Problemen kommt, dann liegt das nach Ansicht der Betriebe vor allem an den methodischen und organisatorischen Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Probleme bei der Zusammenarbeit und fachliche Probleme dagegen werden vergleichsweise als weniger bedeutend eingeschätzt. Betriebe, die nur interne Projekte (also keine Kundenprojekte) durchführen, geben statistisch signifikant an, grössere organisatorische Probleme im Projektverlauf zu haben, als Betriebe, die nur Kundenprojekte bearbeiten. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Projektgruppen bei internen Projekten im Durchschnitt auch grösser sind als bei Kundenprojekten. Grundsätzlich sind die Betriebe mit dem Projektmanagement in ihrem Betrieb aber zufrieden. Etwa drei Fünftel der Betriebe antworteten, dass sie zufrieden bzw. eher zufrieden sind, während nur etwas mehr als ein Zehntel sagen, dass sie mit dem Projektmanagement in ihrem Betrieb unzufrieden bzw. eher unzufrieden sind. Ob Betriebe mit ihrem Projektmanagement zufrieden sind, wird im Wesentlichen von der Grösse der methodischen und organisatorischen Probleme bestimmt. Das heisst: Je grösser die organisatorischen und methodischen Probleme bei Projekten sind, desto geringer ist die Zufriedenheit mit dem Projektmanagement. Dagegen beeinflussen fachliche Probleme die Zufriedenheit mit dem Projektmanagement nur wenig. Obwohl die Betriebe mit dem Projektmanagement im eigenen Betrieb relativ zufrieden sind, wollen sie, dass dem Projektmanagement in der Fachhochschulausbildung in Zukunft ein höheres Gewicht beigemessen wird: 77% der Betriebe, die mit Projektarbeit und Projektmanagement vertraut sind, plädieren dafür, Projektmanagement in der Ausbildung zu einem obligatorischen Fach zu erklären. Und 56% der befragten Betriebe, die selbst Projekte durchführen, wollen den Ergebnissen dieser Untersuchung zufolge, dass ein Studiengang mit starker Ausrichtung auf Projektmanagement eingerichtet wird. Kompetenz im Projektmanagement erhöht die Arbeitsmarktchancen von Absolventen wesentlich - davon sind der Studie zufolge 87% der Betriebe überzeugt. Allerdings meinen rund 60% der befragten Betriebe, dass Projektmanagement nur in der Praxis erfolgreich vermittelt werden kann. Dementsprechend plädieren 90% der Betriebe dafür, die Projektmanagement-Ausbildung an Fachhochschulen mit Praktika etc. in der Wirtschaft zu kombinieren. Wichtigste Themen in der Projektmanagement-Ausbildung sind nach Einschätzung der Betriebe die Erarbeitung von Projektanforderungen und Projektzielen und die Beurteilung und Bewertung von Projektrisiken. Aber auch dem Erlernen von Führungs- und Motivationstechniken, der Erstellung des Projektablaufs und des Terminplans sowie der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit sollte nach Angaben der Betriebe bei der Projektmanagement-Ausbildung eine hohe Priorität zukommen. Als etwas weniger wichtig (aber immer noch wichtig) werden dagegen der Einsatz von Projektmanagement-Software, rechtliche Aspekte und das Beschaffungs-/Supply Management beurteilt.