Mit dem Schuljahr 1998/99 ging die zweijährige Pilotphase des Projektes "Schulsozialarbeit an der Weiterbildungsschule Basel" zu Ende. Es war Ziel dieser zwei Jahre, im Rahmen der neu geschaffenen Schule niederschwellige Beratungs-, Begleitungs- und Hilfsangebote für Schüler/innen anzubieten. Insbesondere Schüler/innen mit familiären und persönlichen Problemen sollten frühzeitig professionell im Rahmen der Jugendhilfe Unterstützung finden. Damit sollte einerseits die Schule bei der Bearbeitung von Problemen, die nicht zu ihrer originären Aufgabe zählen, entlastet werden und andererseits sollten durch diese Prävention vor Ort die Instanzen der Jugendhilfe die Möglichkeit haben, Probleme, deren Bearbeitung früher über einen Verfahrensweg verlief, frühzeitig zu erkennen und anzugehen.
Die Beratung im Rahmen der Einzelfallhilfe ist zum wichtigsten Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit geworden. 1984 im Durchschnitt einstündige Beratungsgespräche haben die Schulsozialarbeiterin und die drei Schulsozialarbeiter in den vergangenen zwei Jahren mit Schüler/innen, Lehrkräften, Eltern und weiteren Bezugspersonen geführt. Dabei kam die Schulsozialarbeit mit rund 18% aller Schüler/innen der WBS zu einem mindestens einstündigen Beratungsgespräch zusammen. D.h. jede/r fünfte Schüler/in der WBS ist der Schulsozialarbeit bekannt. mit rund 60% der Lehrkräfte im Rahmen eines mindestens einstündigen Gesprächs zusammen. Damit sind die Lehrkräfte die wichtigste Gruppe von Personen, mit denen die Schulsozialarbeit im Rahmen der Einzelfallhilfe zusammenarbeitet.
Allein diese Zahlen scheinen die schulsozialarbeiterische Tätigkeit zu rechtfertigen, auch wenn nach lediglich zwei Jahren und aufgrund der fehlenden Vergleichbarkeit keine Aussage darüber möglich ist, ob die Zahl der Gefährdungsmeldungen an die Vormundschaftsbehörde effektiv abgenommen hat. Aus den Erfassungsbögen lassen sich allerdings Themen erkennen, mit denen die Schüler/innen, die Schulsozialarbeit aufsuchten. Demnach ist die Beratung und Begleitung insbesondere wichtig bei den Themen Gewalt, Leistungsanspruch der Schule, das Sozialverhalten einzelner Schüler/innen sowie Zukunftsängste. Weitere Beratungsschwerpunkte unterscheiden sich von den jeweiligen Zielgruppen und deren Geschlecht (z.B. suchen Schülerinnen vermehrt die Schulsozialarbeit zur Problematik in der Familie auf).
Dass die Schulsozialarbeit ein freiwilliges Angebot im Rahmen des Systems Schule darstellt, ist und bleibt ein grundlegendes Charakteristikum - auch wenn die Schulsozialarbeit manchmal bereits früher als die Lehrkräften Problemlagen von Schüler/innen erkennt und sich die Kooperation mit einzelnen Lehrkräften schwierig gestaltet. Hier müssen Schulhausleitungen und Rektorat die Verantwortung wahrnehmen auf eine Zusammenarbeit zwischen Schulsozialarbeit und Lehrkräfte hinwirken. Heute finden sich mehrere Helferdienste innerhalb eines Schulhauses - teils beauftragt durch das Erziehungsdepartement, teils durch das Justizdepartement. Die Schulsozialarbeit ist deshalb darauf angewiesen, klare und verbindliche Vereinbarungen mit den jeweils anderen Diensten auszuarbeiten und auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit hinzuwirken.
Der vorliegende Evaluationsbericht versucht, dieser Forderung, die sich auch an die Schulsozialarbeit richtet, nachzukommen, indem er aus zwei Teilen besteht: Ein erster Teil stellt den eigentlichen Evaluationsbericht dar, der die Ergebnisse des vergangenen Schuljahres vorstellt, diskutiert und schlussfolgert. Der zweite Teil versucht, die Erfahrungen der gesamten Pilotphase im "Rahmenkonzept Schulsozialarbeit an der Weiterbildungsschule Basel" zu generalisieren. Dieses Konzept sollte von der Projektleitung kritisch geprüft und überarbeitet werden, um anschliessend allen zum Wohle der Schüler/innen tätigen Helferdienste die Grundlagen schulsozialarbeiterischer Tätigkeiten zu verdeutlichen. Solchermassen gerüstet kann die Schulsozialarbeit in den notwendigen interdisziplinären Dialog treten.