Struktur und Dynamik gesundheitsrelevanter Lebensstile (Berner Lebensstil-Panel)

Ref. 4888

General description

Period

1996-2000

Geographical Area

Additional Geographical Information​

Stadt Bern, vergleichbare Daten aus Münschen (D) vorhanden

Abstract

Die Bedeutung spezifischer Verhaltenseinflüsse auf die individuelle und kollektive Gesundheit ist heute vielfach belegt. Gezielte und damit effektive Massnahmen im Präventionsbereich sind jedoch nur möglich, wenn die Bedingungen und Mechanismen risikoreicher oder gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen besser erkannt werden können. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive werden gesundheitsrelevante Verhaltensweisen heute zunehmend als Bestandteil spezifischer Lebensstile verstanden. Moderne Lebensstile zeichnen sich neben ihrer Komplexität auch durch ein hohes Mass an Dynamik aus. Das Verständnis der dynamischen Prozesse von gesundheitsrelevanten Lebensstilen ist für die Konzeption von Präventionsprogrammen von grundlegender Bedeutung. Im Berner Lebensstilprojekt wurden empirisch abgesicherte Grundlagen zu einem verbesserten Verständnis der Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung von gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen erarbeitet. Als Grundlage der empirischen Untersuchung dient ein dreidimensionales Konzept, in dem gesundheitsrelevante Lebensstile als komplexes Zusammenwirken von spezifischen Verhaltens-, Orientierungs- und Ressourcenmustern beschrieben werden. Einerseits wurden distinkte Muster gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen und ihre korrespondierenden Orientierungen und Ressourcen identifiziert und andererseits die Stabilität der Lebensstilmuster bzw. ihre Veränderbarkeit durch externe Einflüsse (Lebensereignisse) untersucht. Dazu wurden bei den gleichen Personen zu drei Messzeitpunkten jeweils im Abstand von 12 Monaten umfassende Gesundheits- und Lebensstildaten erhoben.

Results

Unter Anwendung des Lebensstilansatzes wurde ein umfassendes empirisches Konzept zur Analyse der Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung von gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen entwickelt. Es wurde ein Fragebogen zur Erfassung gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen, Orientierungen und Ressourcen entwickelt und in einer Panelbefragung der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Bern im Alter von 55 bis 65 Jahren eingesetzt (Ausgangsstichprobe N=1739). Im institutseigenen CATI Labor (Computer Assisted Telefon Interviewing) wurden in drei Erhebungen mit jeweils 12 Monaten Abstand telefonische Interviews durchgeführt. Die gewonnen Daten wurden mittels Korrelations- und Korrespondenzanalysen ausgewertet. Insgesamt bestätigen die Resultate der Studie die Annahme einer deutlichen Differenzierung der Muster gesundheitsrelevanter Lebensstile nach sozialer Schicht und Geschlecht. Dabei zeigt sich, dass das gesundheitsrelevante Verhalten stärker nach Geschlecht, gesundheitliche Orientierungen stärker nach sozialer Schichtzugehörigkeit differenzieren. Die Ergebnisse zur Dynamik solcher Muster bestätigen die Annahme einer relativen zeitlichen Stabilität der Lebensstile.