Die Schweiz befand sich in der Bipolarität des Kalten Krieges bezüglich ihrer geographischen Lage, der von ihr hochgehaltenen Werte und der Ausrichtung ihrer Wirtschaftsbeziehungen stets offenkundig im westlichen Lager. Dass sie dennoch an ihrer Neutralität festhielt, war primär dem populären Glauben zuzuschreiben, diese Maxime bilde die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Sicherheitsstrategie des Kleinstaats.
Wie wurden nun aber, jenseits aller Rhetorik, in den damals als neutralitäts-, mithin sicherheitsrelevant geltenden Politikbereichen nationale Interessen der Schweiz definiert und mit welchem Ergebnis durchgesetzt - namentlich gegen die Ansprüche Grossbritanniens und der USA, deren Aussenpolitik im Zeichen des Containment stand, d.h. der Eindämmung des Kommunismus mit wirtschaftlichen, militärischen und propagandistischen Mitteln? Welche Vorbereitungen trafen die schweizerischen Diplomaten und Militärs im Hinblick auf die Bewährungsprobe der Neutralität, den europäischen Grosskrieg, in den konfrontativsten anderthalb Jahrzehnten des Kalten Krieges und in welcher Weise bezogen sie die Aktionen des Westens in ihre Überlegungen ein? Wie beurteilten anderseits die politischen und militärischen Entscheidungsträger der beiden westlichen Führungsmächte die strategische Rolle der Schweiz in den verschiedenen Eskalationsphasen des Ost-West-Konflikts? Die Antworten auf diese Fragen lassen die noch heute offizielle Position, wonach sich der Neutralitätsstatus für die Schweiz auch nach dem Zweiten Weltkrieg "bewährt" habe, als äusserst fragwürdig erscheinen.