Das politische, wirtschaftliche und soziale System, das den westlichen Gesellschaften eigen ist, behandelt die Menschen als isolierte Zentren privater Interessen, die ihre Beziehungen untereinander als Austausch von Leistung und Gegenleistung definieren. Die Befreiung des Menschen zum Individuum führt gleichzeitig zu seiner Vereinzelung und Vereinsamung.
Die Fragmentierung, welche die Menschen betroffen hat, erfasst gleichzeitig auch das Wissen: Weisheit ist zu einem antiquierten Begriff geworden, und an ihre Stelle sind eine Reihe hochspezialisierter Wissenschaftsdisziplinen getreten.
Die Atomisierung der Lebenszusammenhänge und die Probleme, die sich aus ihr ergeben, betreffen den Menschen auf allen Gebieten: seine Arbeitswelt wie seine Freizeitbeschäftigungen, seine Art zu wohnen und sich zu ernähren, seine Lebenspläne, sein physisches und psychisches Wohlbefinden. Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Problemen und jeglicher Versuch ihrer Lösung müssen sich deshalb sinnvollerweise eines interdisziplinären Ansatzes bedienen. Das "Frankfurter Institut für Sozialforschung" hat in den zwanziger und dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts ein Beispiel von interdisziplinärer Arbeit gegeben, wie es seither kaum wieder erreicht worden ist. Die Arbeiten dieses Instituts, auch unter der Bezeichnung "Kritische Theorie" bekannt, und vor allem die Arbeiten von Max Horkheimer dienten deshalb dem Autor der hier vorgestellten Dissertation als Grundlage für eine Untersuchung der Vereinzelung der Menschen, aber auch zum Aufzeigen möglicher pädagogischer Strategien zu deren Überwindung durch eine Emanzipation des Individuums aus dem Zustand der Vereinzelung hin zu einer aktiv gelebten zwischenmenschlichen Solidarität – im pädagogischen Prozess vorerst einmal einer Solidarität zwischen Kindern und Erwachsenen.