Der Klassenrat als kommunikative Praktik - ein gesprächsanalytischer Zugang

Ref. 20170

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Abstract

Der Klassenrat ist ein ursprünglich in reformpädagogischen Bestrebungen gründendes Interaktionssetting, das heute an vielen Schweizer Schulen auf unterschiedlichen Stufen einen regelmässig praktizierten Anlass des klassenöffentlichen Austauschs bildet. In der bisherigen Forschung zum Klassenrat hat man sich vornehmlich mit Fragen der Partizipation als Teilhabe und Partizipation als Einflussmöglichkeit befasst, wobei der Fokus zumeist auf das Ausmass der Mitbestimmung gerichtet wurde. Im Unterschied dazu soll im hier vorliegenden Projekt nicht das Ausmass der Partizipation am Klassenrat zum Untersuchungsgegenstand gemacht werden; vielmehr besteht das Erkenntnisinteresse darin, die Art bzw. die Arten der Beteiligung am Klassenrat aus einer gesprächslinguistischen Perspektive präzise zu erfassen, denn letztlich ist der stufengerechte und zielführende Einsatz des Klassenrats – so eine These des Projekts – auf genaue, gesprächslinguistisch fundierte Kenntnisse des interaktionalen Geschehens angewiesen. Theoretisch verortet sich das Projekt einerseits in der Gesprächsanalyse und andererseits in der Schulspracherwerbsforschung. Das Projekt geht dabei von der Annahme aus, dass sich die interaktive Organisation des sozialen Geschehens im Klassenrat nur dann umfassend verstehen lässt, wenn die Gesamtheit der kommunikativen Ressourcen berücksichtigt werden. Entsprechend fliessen auch Erkenntnisse und Methoden der multimodalen und auf den Interaktionsraum bezogenen Analyse in das Forschungsdesign ein. Dabei werden weder vorgängig noch bei der Analyse Annahmen über die Wünschbarkeit, die Normalität oder die Wahrheit der interaktiv hergestellten sozialen Realität getroffen; vielmehr ist es die Eigenlogik der Wirklichkeitskonstruktionen der Beteiligten selbst, die rekonstruiert wird. Das Projekt liefert evidenzbasiertes Grundlagenwissen für anwendungsorientierte Fragestellungen im Bereich der Unterrichtskommunikation und es zielt damit auch darauf ab, einen Beitrag zum Professionswissen von Lehrpersonen zu leisten. Das Datenmaterial kombiniert videographierte Klassenratssitzungen einer Längsschnitterhebung (alle 38 Klassenratssitzungen einer Klasse im Laufe der fünften und sechsten Primarklasse) mit Klassenratssitzungen einer querschnittlichen Erhebung (14 Klassenratssitzungen von 14 verschiedenen Klassen: von der 3. Primarklasse bis zur 3. Sekundarklasse je zwei Klassenratssitzungen auf jeder Klassenstufe. Die Aufnahmen wurden an Primar- und Sekundarschulen im Kanton Zug gemacht.

Results

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