In dieser Vorstudie ging es um die Frage, ob der Wortschatzerwerb von Kleinkindern (24 bis 30 Monate alt) mittels einer interaktiven Wortlern-App auf Tablet gefördert und ob er aufgrund des Interesses der Kinder an den «neuen» Medien mit der App besser gefördert werden könnte als mit traditionellen Bildkarten. Die Interventionsstudie wurde mit 68 Kindern aus Kindertagesstätten in Deutschland und der Schweiz durchgeführt, deren Eltern zu einem grossen Teil über einen Hochschul- oder Universitätsabschluss verfügten. Im Pretest wurde der rezeptive und produktive Wortschatz der Stichprobenkinder getestet. Fünf Wochen später durfte jedes Kind während 20 Minuten spielen, entweder mit der Wortlern-App auf einem Tablet-Computer oder mit den entsprechenden Bildkarten, entweder alleine oder in Begleitung von geschulten Interventionsleitenden. Mit einem zeitlichen Abstand von zwei Wochen erfolgte der Posttest zur Über prüfung der Wortschatzerweiterung. Da die meisten Kinder bereits beim Vortest einen hohen Anteil der abgefragten Wörter kannten und der Interventionswortschatz nur zwölf Wörter umfasste, war der mögliche Lernzuwachs beschränkt. Die Untersuchungsgruppen unterschieden sich beim Posttest nicht signifikant voneinander. Gleichwohl stellten die Forschenden innerhalb der Gruppen einen signifikanten Lernzuwachs fest, primär für die Gruppe, die in Begleitung mit der Wortlern-App gespielt hatte, aber auch für die allein mit dem Tablet spielende Gruppe. Die Filmaufnahmen der Spielsequenzen zeigten, dass die Kinder in der Untersuchungsgruppe «Tablet-Computer mit Begleitung» am längsten mit dem Medium spielten, gefolgt von den Kindern, die ohne Begleitung das Tablet nutzten. Aufgrund der Stichprobengrösse und der Unmöglichkeit, den Einfluss der Intervention statistisch abzusichern, betrachten die Forschenden die Aussagekraft der Ergebnisse als limitiert, messen der Studie jedoch Bedeutung zu, da sie erste Hinweise in einem bisher kaum beforschten Feld liefere.