Monitor Gesellschaft und Behinderung 2016

Ref. 12469

General description

Period

2016

Geographical Area

Additional Geographical Information​

Die ganze Schweiz

Abstract

Die Befragung erfolgte online und auf Papier – ein Methodenmix, der sich in Bezug auf die Repräsentativität von Merkmalen wie Geschlecht und Alter positiv auswirkte. Insgesamt wurden 3’232 Fragebogen ausgefüllt retourniert, was einer Antwortquote von 32% entspricht. Das ist für diese Art von Befragungen ein üblicher Wert, der aussagekräftige Ergebnisse und Folgerungen ermöglicht. Der im Jahr 2016 zum ersten Mal realisierte Monitor Gesellschaft und Behinderung wurde im Auftrag von Pro Infirmis Schweiz durchgeführt. Er erhielt eine namhafte finanzielle Unterstützung vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB).

Results

Knapp die Hälfte der Befragten (46%) hält die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung für ziemlich bis sehr verbreitet. Ausländer werden als stärker, Homosexuelle als etwa gleich diskriminiert wahrgenommen, ältere Menschen und Frauen als weniger. Im Einzelnen fallen zwei Ergebnisse besonders auf: Zum einen haben persönliche Kontakte eine positive Wirkung auf die Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung; das ist ein Effekt, der in der Sozialforschung immer wieder festgestellt werden kann, z.B. auch im Verhältnis zu Immigranten. Zum anderen sind Berührungsängste gegenüber geistig und psychisch behinderten Menschen besonders verbreitet; die Befragten fühlen sich in deren Nähe weniger wohl, schlechter informiert und halten sie für stärker diskriminiert als körperlich und seh- oder hörbehinderte Menschen. Zudem wird ihr Recht auf Selbstbestimmung hinsichtlich Arbeitsstelle, Ausbildung und Familienplanung bei weitem nicht von allen gutgeheissen. Geistig behinderte Menschen werden relativ häufig als unberechenbar empfunden, und ein Grossteil der Befragten meint, dass sie in der Sonderschule besser gefördert würden als in der regulären Schule. Bei Kindern mit einer Verhaltensauffälligkeit findet die Mehrheit, dass sie einen negativen Einfluss auf die Leistung der Klasse hätten und dass sie die Aufmerk-samkeit der Lehrpersonen zu stark beanspruchten. Deutlich weniger Befangenheit wird gegenüber körper- und seh- oder hörbehinderten Menschen geäussert. Diese vergleichsweise positive Einstellung zeigt sich unter anderem, wenn es um die Zugänglichkeit zu privaten und öffentlichen Einrichtungen geht, für die praktisch alle Befragten mehr oder gleich viel ausgeben wollen wie bisher. Konkret halten nahezu 2/3 der Befragten die problemlose Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für eine der wichtigsten Massnahmen, um die Situation von behinderten Menschen zu verbessern. Auf breite Zustimmung stösst auch die Forderung, dass Arbeitgeber mehr behinderte Perso-nen einstellen sollten. Vor allem von der öffentlichen Verwaltung und von grossen Unter-nehmen wird dies erwartet. Die meisten Befragten befürworten die Idee, dass Firmen, welche behinderte Personen anstellen, einen finanziellen Beitrag erhalten sollten. Die an der Parteinähe gemessene politische Einstellung spielt hier nur eine kleine Rolle. Das Thema „Behinderung“, so lässt sich hieraus schliessen, ist eine eher überparteiliche Thematik. Die Parteinähe fällt auch bei heiklen Themen wie beim Schwangerschaftsabbruch nicht sonder-lich ins Gewicht. Unabhängig von der politischen Orientierung kann es eine klare Mehrheit der Befragten nachvollziehen, dass jemand die Schwangerschaft abbricht, wenn das Kind voraussichtlich behindert sein wird. Der meistgenannte Grund dafür ist, dass man so das Leid des Kindes vermeiden könne. Praktisch keine Zustimmung findet hingegen die Forderung, dass Versicherungen das Recht haben sollten, Leistungen zu verweigern, wenn die Eltern sich wissentlich für ein behindertes Kind entscheiden.