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Zur Pfadabhängigkeit der Entwicklung im schweizerischen Bildungswesen: Kulturkampf in der Zentralschweiz, 1882 bis heute

Ref. 11637

General description

Period

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Geographical Area

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Additional Geographical Information​

Zentralschweiz (in ihren Beziehungen zu anderen Teilen des Landes)

Abstract

Im Bildungssystem der Schweiz finden seit Mitte der 1990er Jahre grundlegende Reformen und Umstrukturierungen statt. Die an allen Ecken und Enden festzustellenden Bestrebungen nach Harmonisierung werden zweifellos tiefe Spuren im althergebrachten Bildungsföderalismus und in der Autonomie der Kantone in Schulfragen hinter sich lassen. Man kann deshalb etwas erstaunt darüber sein, wie viel Energie etwa die Bildungsdirektorenkonferenz der Zentralschweiz weiterhin auf eine enge Zusammenarbeit mit anderen Kantonen und Regionen verwendet, die wie sie von katholischen und konservativen Traditionen geprägt sind. Unter welchen Bedingungen können derartige Formen der Zusammenarbeit so lange standhalten? Diese Frage ist Gegenstand der hier vorgestellten Dissertation. Das sozialwissenschaftliche Theorem der Pfadabhängigkeit besagt im wesentlichen, dass eingeführte Vorgehensweisen einen gewichtigen Überlebensvorteil aufweisen, auch wenn mittlerweile attraktive Alternativen zur Verfügung stehen. Dieses Theorem wird in dieser Arbeit erstmals auf das schweizerische Bildungssystem angewendet. Ausgangspunkt ist die Schulvogt-Volksabstimmung im Jahr 1882; deren Ablehnung erlaubte die nahezu völlig voneinander unabhängige Entwicklung der kantonalen Bildungssysteme für die folgenden rund hundert Jahre. Auch wenn die katholisch-konservativen Kräfte im Lauf des 20. Jahrhunderts und insbesondere nach 1945 nachliessen, lebte die Zusammenarbeit der katholischen Kantone dank dem zufriedenstellenden Funktionieren der Institutionen weiter. Ende der 50er Jahre versetzte dann der Sputnik-Schock dem katholischen Konservatismus in Bildungsfragen einen Schock, und in den 60er begann das «katholische Arbeitermädchen vom Land» als Prototyp der Bildungschancenarmut auf Defizite im Equity-Bereich aufmerksam zu machen. Die aus den Jahren nach 2000 vorliegenden Daten deuten auf ein Ende des katholisch-konservativen bildungsfeindlichen Pfades, und Plan d'études romand wie Lehrplan 21 werden ohne Rücksicht auf konfessionelle Sensibilitäten sprachgebietsweit Wirkung entfalten.

Results

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