TPS - Brüche und Schlüsselstellen in Sportbiografien von Jugendlichen

Ref. 10717

General description

Period

2010-2014

Geographical Area

-

Additional Geographical Information​

Basel Stadt, Basel Land, Aargau

Abstract

Grundsätzlich lässt sich für die Lebensphasen Pubertät und Adoleszenz ein bedeutsamer Übergang mit zahlreichen kritischen Momenten feststellen (Olbrich, 1983; Flammer, 2009). Diese Erkenntnis hat in den Kognitions- und Bildungswissenschaften zu verschiedenen Untersuchungen geführt, z.B. zum Übergang von der Familie zum Beruf, von der Familie zu den Peers, von der Schule zum Lehrbetrieb. Der Fokus dieser Untersuchungen liegt aber durchwegs bei Bildungsprozessen oder sozialpsychologischen Entwicklungsverläufen. Sport wird in diesen Zugängen höchstens als therapeutische Intervention thematisiert. Inwiefern Erkenntnisse aus der Transitionsforschung von Bildungsverläufen auf Sportbiografien übertragen werden können, ist nicht geklärt. Die Übergänge wie sie im Sport zu beobachten sind, zeichnen sich durch ganz spezifische Charakteristika aus. So muss hier zwischen Übergängen von Inszenierungsformen wie z.B. zwischen Sportunterricht und Vereinssport unterschieden werden, aber auch in Bezug auf die Qualität und Intensität (Beispielsweise Transitionen zwischen Breiten- und Leistungsport). Eine Rekonstruktion von Entwicklungsverläufen in Bezug auf Sportbiografien zielt deshalb auf das Verstehen der Prozesse in drei Feldern von Übergängen: die Entwicklung von Sportbiografien in Übergangsprozessen (der Pubertät und Adoleszenz), die Selbstregulation in diesen Übergängen und die Be- und Verarbeitung von Brüchen und Schlüsselstellen. Eine Untersuchung ausgewählter Sportbiografien soll einerseits mögliche Gründe für den Ausstieg aus dem Sport, die Reduzierung der Sportaktivität oder für sportbiografische Brüche aufzeigen. Die Untersuchung soll aber auch Ressourcen, Selbstkonzepte und Schlüsselstellen aufdecken, die zu einem expliziten Verbleib im Sport (Verein, informelle Gruppe1, Schulsport, private Anbieter) oder sogar zur Steigerung der Sportaktivität (vom Breitensport zum Leistungs- und Spitzensport) führen. Hier gilt es insbesondere zu klären, wo die eigentlichen Ursachen dieser Veränderungen zu finden sind (vgl. Hoffmann, 2009; Kleinert, Noe, & Feldmann, 2008/9; Schück, 2005). - Welches sind die Gründe für den Ausstieg oder für die Reduktion von Sportaktivitäten? Welches sind die Gründe für den Einstieg oder für den expliziten Verbleib? - Welchen Einfluss hat der Sportunterricht auf die sportbiografischen Entwicklungsverläufe? - Lassen sich typische Verläufe von Transitionsprozessen in Bezug auf Bewegungsaktivität und Sport ausdifferenzieren, wie sie z.B. für das Bildungs- und Freizeitverhalten entwickelt worden sind? Die Antworten auf die dargestellten Fragen sollen die mit dem Sport Schweiz 2008: Kinder- und Jugendbericht erhobenen Daten ergänzen und verdeutlichen (Lamprecht, Fischer, & Stamm, 2008). Darüber hinaus können die in dieser Untersuchung erhobenen Daten und erworbenen Erkenntnisse für die curriculare Entwicklung des Sportunterrichts auf den Sekundarstufen I und II von entscheidender Bedeutung sein. Methodisch orientiert sich die Untersuchung - in Ergänzung zum quantitativ-empirischen Design des Kinder- und Jugendberichts Sport 2008 - an der dokumentarischen Methode nach Bohnsack (2007). Dieser qualitativ-empirische Zugang ist besonders geeignet um Bedeutungs- und Interpretationsmuster von Personen (in diesem Fall von Jugendlichen) zu differenzieren und theoriebildend aufzudecken.

Results

Nach einer ersten Datenanalyse lassen sich fünf verschiedene Deutungsmuster (Typen) ausdifferenzieren: Typ 1: Wettkämpfen gegen sich selbst und gegen andere; Typ 2: Sport als Eigenwert oder Mehrwert; Typ 3: sozialer Kontext; Typ 4: Familiärer Zufall oder zufällige Episode; Typ 5: Aufmerksamkeit. Die verschiedenen Deutungsmuster unterscheiden sich hinsichtlich des Selbstkonzeptes, der Anzahl Stunden Sport pro Woche und der Anzahl Wettkämpfe pro Jahr nicht nennenswert voneinander. Zwischen den fünf Deutungsmustern konnten jedoch Unterschiede in der Einstellung zum Sport, der betriebenen Inszenierungsformen und der Transitionen aufgedeckt werden. Die Daten weisen zudem darauf hin, dass der Sportunterricht wenig Einfluss auf die sportbiografischen Entwicklungsverläufe der Jugendlichen ausübt.