Evaluation neuer Wohnsiedlungen - KraftWerk1 und Regina Kägi-Hof in Zürich

Ref. 7645

Description générale

Période concernée

2000-2003

Région géographique

-

Informations géographiques additionnelles

Stadt Zürich, darin die Siedlungen Regina Kägi-Hof und KraftWerk1

Résumé

KraftWerk1 und Regina Kägi-Hof sind innovative Wohnprojekte, die zur Zeit auf ehemaligen Industriebrachen und damit in wichtigen Entwicklungsgebieten der Stadt Zürich entstehen. Beide Siedlungen stehen in der Tradition der Genossenschaftsidee und verfügen neben Wohneinheiten auch über Büros/ Ateliers und Infrastrukturangebote. Bei der Evaluation dieser neuen Siedlungsformen geht es einerseits darum, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie soziale Ressourcen im Wohnbereich gefördert werden können und andererseits auch um die Entwicklung von geeigneten Evaluationsinstrumenten und den Aufbau von einem Datenpool zum heutigen Wohnverhalten. Das Projekt wird kooperativ von der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz und der Hochschule für Soziale Arbeit Zürich und dem ETH Wohnforum durchgeführt. Die Evaluation ist als Längsschnittstudie konzipiert, die es den drei Hochschulen erlaubt, gemeinsam Kompetenzen zum Thema neuer urbaner Wohnformen und der Bildung von sozialem Kapital aufzubauen.

Résultats

Mit den beiden stadtzürcherischen Siedlungen Regina Kägi-Hof und KraftWerk1 liegen zwei Beispiele aktuellen genossenschaftlichen Wohnungsbaus vor, an denen sich die Zielsetzungen der Bauträgerschaft als auch die Wohnwünsche der Nachfragenden auf dem Wohnungsmarkt untersuchen lassen. Während Zeitpunkt, Standort und Grösse der Projekte viele Gemeinsamkeiten aufweisen, unterscheiden sie sich deutlich in ihren Zielen, vor allem aber in ihren Entstehungsprozessen. Die Bewohnerinnen und Bewohner beider Siedlungen sind jung, gesellschaftlich und sozial gut integriert und nach Einkommen und Bildung privilegiert. In verschiedenen Dimensionen zeigen sich Unterschiede zwischen den beiden Siedlungen und ihren Bewohnerinnen und Bewohner, wobei vor allem der sozialstrukturelle Faktor "Kind" die ausschlaggebende Ursache für die unterschiedliche Charakterisierung darstellt, welche die Deutungen und Strategien der Akteure massgeblich beeinflusst. Während sich das KraftWerk1 mit den milieu-charakterisierenden Begriffen "alternativ-ideell" beschreiben lässt, gelten für den Regina Kägi-Hof, in dem viele traditionelle Kleinfamilien wohnen, eher die Attribute "traditionell-pragmatisch". Im KraftWerk1 ist das Projekt selber der ausschlaggebende Attraktor, die wichtigsten Einzugsgründe sind "Teilnahme an einem Wohnexperiment" und "Gemeinschaftseinrichtungen". Die alternative Orientierung der Bewohnerinnen und Bewohner im KraftWerk1 zeigt sich beispielsweise in der überdurchschnittlichen Angleichung in der Verteilung der Arbeiten zwischen den Geschlechtern. Für die Bewohnerinnen und Bewohner des KraftWerk1 ist die siedlungsbezogene Gemeinschaft die Möglichkeit, die Vorstellungen von selbstbestimmtem Leben zu verwirklichen. Entsprechend ist eine im Vergleich zum Regina Kägi-Hof grössere und dichtere soziale Vernetzung festzustellen. Entgegen der Konzeption konnte im KraftWerk1 bisher keine soziale Durchmischung wie im Regina Kägi-Hof erreicht werden. Im Regina Kägi-Hof sind die wichtigsten Einzugsgründe "günstiges Preis-Leistungsverhältnis" und "Kinderfreundlichkeit". Die Erwartungen an das Siedlungsleben sind eher pragmatischer Natur und haben unmittelbar mit den Lebensbedingungen der Kinder zu tun. Obwohl auch für den Regina Kägi-Hof die Attribute modern und urban zutreffen, kommt in verschiedenen Punkten eine relativ traditionelle und pragmatisch ausgerichtete Orientierung zum Ausdruck, die sich beispielsweise in der vergleichsweise hohen Zahl von Verheirateten zeigt, oder in der traditionelleren geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in den Dimensionen Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kindererziehung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Populationen sich in ihrer soziokulturellen Einbettung und der damit zusammenhängenden Orientierung ihres Handelns unterscheiden. Die gesellschaftliche und soziale Integration hängt jedoch in beiden Siedlungen nicht vom sozialen Nahraum der Siedlung ab, sondern die Siedlungen bilden für die meisten ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zusätzliche Möglichkeiten, soziale Ressourcen aufzubauen, der sie eine relativ hohe Relevanz zumessen, von der sie aber nicht abhängen.