Zur Situation des Personals in der schweizerischen Langzeitpflege

Ref. 7473

General description

Period

2002-2003

Geographical Area

Additional Geographical Information​

Schweiz

Abstract

Das Forschungsprojekt untersucht die Arbeits- und Entlöhnungsbedingungen des Personals in der schweizerischen Langzeitpflege. Es wird vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert. Das Projekt besteht aus zwei Hauptteilen: Im ersten Teil werden die Arbeitsbedingungen und -belastungen von Pflegepersonen der professionellen Langzeitpflege und der Laienpflege dargestellt und insbesondere auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin untersucht. Als Datengrundlage wird für die Beschäftigten der professionellen Langzeitpflege eine Umfrage durchgeführt. Dabei werden zum einen Informationen zu den Arbeitsbedingungen und zum anderen zur Erwerbstätigkeit und zur Entlöhnung gesammelt. Letztere Informationen dienen als Datengrundlage für den zweiten Teil des Projekts. Die deskriptive Auswertung der Daten zu den Arbeitsbedingungen legt besonderes Augenmerk auf mögliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten. Zur Untersuchung der Arbeitsbedingungen von Personen, die für die Pflege eigener Haushaltsmitglieder zuständig sind oder unentgeltlich Personen ausserhalb des Haushalts pflegen (Laienpflege), kann auf die Zusatzerhebung(en) der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) zur unbezahlten Arbeit zurückgegriffen werden. Hierbei sollen nicht nur die individuelle Arbeitsbelastung, sondern auch der familiäre Kontext und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Haushalt detailliert betrachtet werden. Im zweiten Teil wird eine ökonometrische Analyse der Entlöhnung des professionellen Pflegepersonals - ebenfalls unter gender-Gesichtspunkten - durchgeführt. Dabei werden neben den aus der Umfrage gewonnenen Angaben zur Erwerbstätigkeit und zur Entlöhnung auch Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung genutzt. Die Daten bzgl. Lohn, Erwerbstätigkeit und anderer lohnrelevanter Merkmale aus der eigenen Erhebung werden in ihrem Inhalt und in ihrer Aussagekraft so gestaltet sein, dass ein Zusammenfügen (mergen) dieser Daten mit denen der SAKE möglich ist. Dadurch ensteht ein neuer Datensatz weniger Variablen mit einer überproportionalen Besetzung des Pflegepersonals. Im Anschluss daran werden zwei Arten von Lohndiskriminierung untersucht: (i) die berufsinterne, geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung innerhalb des Pflegeberufs und (ii) die berufsübergreifende Lohndiskriminierung (d.h. Pflegeberufe versus Nicht-Pflegeberufe). Für diese Fragestellungen finden sowohl übliche ökonometrische Verfahren zur Analyse von Lohndiskriminierung eine Anwendung als auch ein nicht-parametrischer matching-Ansatz. Die Anwendung dieser beiden Analyseverfahren ist nicht nur in methodischer Hinsicht von Interesse, sondern dient auch der Absicherung der empirischen Ergebnisse. Schliesslich werden die Auswirkungen der in den vorhergegangenen Teilen gefundenen Ergebnisse bezüglich der Arbeitsbelastungen und der Lohnbenachteiligungen auf die kantonale Entlöhnungspraxis sowie auf die Qualität und die Zukunft der Langzeitpflege in der Schweiz diskutiert.

Results

1. In vielen Institutionen der schweizerischen Langzeitpflege wird vor allem der Mangel an qualifiziertem Personal sowie der fehlende Ersatz für erkrankte oder beurlaubte MitarbeiterInnen als problematisch eingestuft. Dies hat eine negative Wirkung auf die Arbeitszufriedenheit und die emotionale Beanspruchung des Personals. Positive Effekte auf die Arbeitszufriedenheit des Personals sind dagegen insbesondere durch die Betriebsgrösse (je kleiner umso besser) und den individuellen Beschäftigungsgrad (je weniger umso besser) zu beobachten. 2. In den ambulanten Betrieben ziehen 30% und in den stationären Betrieben 45% der hochqualifizierten Krankenschwestern und -pfleger einen gänzlichen Ausstieg aus der Pflege mittel- bis kurzfristig für sich in Betracht. Materielle Anreize zum Verbleib des qualifizierten Personals in der Langzeitpflege existieren derzeit jedoch offenbar (noch) nicht in ausreichendem Masse, wie die Lohnanalyse gezeigt hat. 3. Diese Ergebnisse deuten auf einen dringenden Handlungsbedarf hin. Der Finanzierung der Kosten für qualifiziertes Personal in der Langzeitpflege sollten in Zukunft mehr Ressourcen als bisher zur Verfügung gestellt werden. Verbesserungen in der Situation des Personals in der Langzeitpflege könnten zudem durch die Förderung vornehmlich kleinerer Betriebe mit der Möglichkeit einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung geschaffen werden. Eine andere Handlungsalternative, die sich aufgrund der Ergebnisse ableiten liesse, bestünde darin, die ambulanten Pflegedienste weiter zu stärken, da sich hier gegenüber der stationären Langzeitpflege eine deutlich geringere Belastung und eine höhere Zufriedenheit des Personals ergeben hat.