Obwohl dem Wissen im Umweltbereich immer wieder zentrale Bedeutung für erfolgreiches Tun zugeschrieben wird, ist der messbare Einfluss des Wissens auf ökologisches Verhalten relativ klein. Entsprechend hat sich im einschlägigen umweltpsychologischen Diskurs das Schlagwort von der Kluft zwischen Wissen und Verhalten zur Beschreibung des Status quo herausgebildet. Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es aufzuzeigen, dass der Wissenseinfluss auf das ökologische Verhalten fälschlicherweise unterschätzt wird. Für diese weitverbreitete Unterschätzung des Wissenseinflusses sind hauptsächlich zwei Gründe verantwortlich. Der erste Grund besteht darin, dass Wissen in unterschiedliche Wissensformen differenziert werden muss und dass diese Wissensformen darüber hinaus auch in konvergenter Weise zusammenwirken müssen, sollen sie sich in ökologischem Verhalten niederschlagen. Das heisst, es bedarf nicht nur unterschiedlichen Wissens, sondern unterschiedliches Wissen muss auch auf ein gemeinsames Ziel hin, sich ökologisch zu verhalten, konvergieren. Statt allein die Bedeutung des absolut vorhandenen Wissens für das ökologische Verhalten zu untersuchen, gilt es, die Konvergenz verschiedener Wissensformen abzuschätzen. Fehlt eine oder erweist sich nur eine der nötigen Wissensformen als divergent, sei dies Umwelt-, Handlungs-, relationales Wirksamkeits- oder soziales Wissen, kommt es nicht zum ökologischen Verhalten. Dadurch, dass bis anhin nur das absolute Ausmass einzelner Wissensformen und nicht die Konvergenz dieses Wissens untersucht wird, werden sowohl die störenden als auch die sich gegenseitig verstärkenden Interferenzen verschiedener Wissensformen ausgeblendet. Der zweite Unterschätzungsgrund des Wissenseinflusses liegt in der Bestimmung und Erfassung ökologischen Verhaltens. Wird die Wirksamkeit psychologischer Determinanten untersucht, gilt es zum einen, ökologisches Verhalten aus der Perspektive des Akteurs zu bestimmen. Das heisst, von ökologischem Verhalten sollte aus psychologischer Sicht nur dann gesprochen werden, wenn vom Akteur die ökologischen Folgen seines Verhaltens zumindest erkannt werden. Zum anderen sollten situationale Verhaltensbarrieren bei der Erfassung ökologischen Verhaltens ebenfalls mitberücksichtigt werden. Wissen kann sich nämlich nur dann im Verhalten bemerkbar machen, wenn die situationalen Randbedingungen dieses Verhalten überhaupt zulassen.