Konvergentes Wissen als Prädiktor ökologischen Verhaltens: eine Bestandsaufnahme in der Deutschschweizer Bevölkerung

Ref. 6373

General description

Period

Gegenwart - 2000

Geographical Area

Additional Geographical Information​

Deutschschweiz

Abstract

Obwohl dem Wissen im Umweltbereich immer wieder zentrale Bedeutung für erfolgreiches Tun zugeschrieben wird, ist der messbare Einfluss des Wissens auf ökologisches Verhalten relativ klein. Entsprechend hat sich im einschlägigen umweltpsychologischen Diskurs das Schlagwort von der Kluft zwischen Wissen und Verhalten zur Beschreibung des Status quo herausgebildet. Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es aufzuzeigen, dass der Wissenseinfluss auf das ökologische Verhalten fälschlicherweise unterschätzt wird. Für diese weitverbreitete Unterschätzung des Wissenseinflusses sind hauptsächlich zwei Gründe verantwortlich. Der erste Grund besteht darin, dass Wissen in unterschiedliche Wissensformen differenziert werden muss und dass diese Wissensformen darüber hinaus auch in konvergenter Weise zusammenwirken müssen, sollen sie sich in ökologischem Verhalten niederschlagen. Das heisst, es bedarf nicht nur unterschiedlichen Wissens, sondern unterschiedliches Wissen muss auch auf ein gemeinsames Ziel hin, sich ökologisch zu verhalten, konvergieren. Statt allein die Bedeutung des absolut vorhandenen Wissens für das ökologische Verhalten zu untersuchen, gilt es, die Konvergenz verschiedener Wissensformen abzuschätzen. Fehlt eine oder erweist sich nur eine der nötigen Wissensformen als divergent, sei dies Umwelt-, Handlungs-, relationales Wirksamkeits- oder soziales Wissen, kommt es nicht zum ökologischen Verhalten. Dadurch, dass bis anhin nur das absolute Ausmass einzelner Wissensformen und nicht die Konvergenz dieses Wissens untersucht wird, werden sowohl die störenden als auch die sich gegenseitig verstärkenden Interferenzen verschiedener Wissensformen ausgeblendet. Der zweite Unterschätzungsgrund des Wissenseinflusses liegt in der Bestimmung und Erfassung ökologischen Verhaltens. Wird die Wirksamkeit psychologischer Determinanten untersucht, gilt es zum einen, ökologisches Verhalten aus der Perspektive des Akteurs zu bestimmen. Das heisst, von ökologischem Verhalten sollte aus psychologischer Sicht nur dann gesprochen werden, wenn vom Akteur die ökologischen Folgen seines Verhaltens zumindest erkannt werden. Zum anderen sollten situationale Verhaltensbarrieren bei der Erfassung ökologischen Verhaltens ebenfalls mitberücksichtigt werden. Wissen kann sich nämlich nur dann im Verhalten bemerkbar machen, wenn die situationalen Randbedingungen dieses Verhalten überhaupt zulassen.

Results

Die Pilotstudie wurde im Herbst 1999 durchgeführt. 899 Studierende und Dozierende der ETH Zürich nahmen teil. Die neu konstruierte Wissensskala konnte erfolgreich validiert werden: Studierende der Umweltnaturwissenschaften weisen signifikant höhere Werte in der Wissensskala auf als Studierende der Elektrotechnik und der Forstwissenschaften. Das umweltbezogene Wissen steigt zudem im Verlauf des Studiums an. Es konnte auch ein moderater Zusammenhang zwischen Wissen und ökologischem Verhalten festgestellt werden (r=.45). Diese ersten Ergebnisse weisen auf eine Eindimensionalität der Wissensskala hin. In der Hauptstudie des Projekts wurden 2736 DeutschschweizerInnen zu ihrem Umweltwissen und ökologischem Verhalten befragt. Die drei Arten von Wissen, System-, Handlungs-, und Wirksamkeitswissen erwiesen sich in dieser Studie als empirisch trennbar. Anhand von Strukturgleichungsmodellen wurden die Zusammenhänge zwischen Wissen und Verhalten überprüft. Die Wissensarten üben unterschiedlichen Einfluss auf das Verhalten aus: Handlungs- und Wirksamkeitswissen wirken sich direkt auf das Verhalten aus, während Systemwissen das Verhalten nur indirekt, d.h. vermittelt über die anderen beiden Wissensformen, zu beeinflussen vermag.