Nahtstellenbarometer

Ref. 13199

General description

Period

2018-2020

Geographical Area

Additional Geographical Information​

gesamte Schweiz

Abstract

Anhand des Lehrstellenbarometers ermittelte das SBFI von 1997 bis 2017 via Umfragen bei Unternehmen und Jugendlichen vor der Ausbildungswahl zweimal jährlich die Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Für die Periode 2018 bis 2021 wurde das Forschungsinstitut gfs.bern mit dem Auftrag betraut. Ziel des Nahtstellenbarometers ist die Erfassung von Bildungsentscheiden von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit und das Einschätzen der Situation auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt. Zu diesem Zweck wird jährlich eine Online-Umfrage in zwei Erhebungswellen bei Jugendlichen im Alter von 14-16 Jahren und Unternehmen mit mindestens 2 Angestellten dreisprachig durchgeführt. Die erste Befragung im April (Stichtag 15. April) liefert erste Hinweise auf die Bildungsent-scheide der Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit sowie auf die Situation auf dem Lehrstellenmarkt und zeigt auch Tendenzen für die Entwicklung bis zum Sommer auf. Die zweite Befragung im August (Stichtag 31. August) liefert abschliessende Resultate sowie einen Ausblick auf das kommende Jahr. Die Aufgaben des Forschungsinstituts gfs.bern liegen in der Konzeption und Vorbereitung der Erhebungen in Koordination mit dem SBFI, in der Durchführung der Feldarbeiten sowie in der Datenauswertung und der Ergebnisanalyse.

Results

Von den 72’392 JUGENDLICHE, die im Sommer 2020 ihre obligatorische Schulzeit abschlossen, haben 44 Prozent eine berufliche Grundbildung begonnen und 40 Prozent den allgemeinbildenden Weg eingeschlagen. 14 Prozent mussten auf eine Zwischenlösung ausweichen: davon sind 10 Prozent in Brückenangebote eingetreten und 4 Prozent realisieren ein Zwischenjahr. Wichtig anzumerken ist, dass hier nur ein Teil der Nachfrage nach Lehrstellen abgebildet ist, nämlich jene von 14-16-Jährigen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit. Seit 2018 zeichnet sich dabei ein Trend weg von der beruflichen Grundbildung, hin zum allgemeinbildenden Weg ab, während Brückenangebote und Zwischenjahre stabil gewählt werden. Die Corona-Krise hatte Auswirkungen auf die Jugendlichen an der Nahtstelle I, sie sind aber nur für Wenige zu einer echten Herausforderung geworden. 19 Prozent geben zwar an, dass die Corona-Krise ihre Ausbildungswahl erschwert habe. Drei Viertel erhielten aber ausreichend Unterstützung bei der Ausbildungswahl und stabile 84 Prozent konnten trotz allfälliger Hindernisse letztlich mit ihrer Wunschausbildung starten. 24 Prozent der hier befragten Unternehmen bilden Lehrlinge aus. 92 Prozent der 2020 vergebenen Lehrstellen sind Ausbildungen, die zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führen, bei den übrigen 8 Prozent handelt es sich um berufliche Grundbildungen mit Berufsattest (EBA). Der Grossteil der 24 Prozent ausbildender UNTERNEHMEN, die an der Umfrage teilnahmen, hat das Lehrstellenangebot verglichen mit 2019 konstant gehalten (72%). 11 Prozent der Unternehmen bieten mehr Lehrstellen an als im Vorjahr, 8 Prozent weniger. 90% der 2020 angebotenen Lehrstellen konnten besetzt werden. Vordergründig scheint der Problemdruck durch Corona in Bezug auf die Lehrstellensituation damit auch bei ausbildenden Unternehmen nicht massiv. Dass gemäss eigenen Angaben 45 Prozent von ihnen von Kurzarbeit betroffen waren, verweist aber durchaus auf direkte Auswirkungen der Pandemie auf die Unternehmen. 90 Prozent der angebotenen Lehrstellen konnten bis August 2020 besetzt werden. Agiles Verhalten der Unternehmen und Bekenntnis zur Lehrlingsausbildung in der Krisensituation (Blitzbewerbungen, verlängerte Bewerbungsfristen usw.) dürften eine ’normale‘ Lehrstellenvergabe auch 2020 weitgehend ermöglicht haben. Der Umstand jedoch, dass die klare Mehrheit der Lehrverträge in der Deutschschweiz bereits vor dem Lockdown unterschrieben wurde, ist ein Anzeichen dafür, dass sich die Auswirkungen der Krise wohl erst im kommenden Jahr abschliessend beurteilen lassen werden. Die Lage auf dem Schweizer Lehrstellenmarkt kann nicht abschliessend bewertet werden, da Bewerber*innen die älter als 16 Jahre sind – und somit später als die hier befragten Jugendlichen in den Lehrstellenmarkt eintreten – im Nahtstellenbarometer nicht erfasst sind. Lediglich 31 Prozent der gesamthaft angebotenen Lehrstellen wurden von Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren belegt, die im Sommer 2020 die obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben.